DIY – Photobooth mit Spiegelreflexkamera und dslrBooth einfach selbstgebaut
Die Idee des Photoautomaten ist nicht neu, der erste wurde 1925 in New York aufgestellt. Auf Partys und Hochzeiten sind sie aber weiterhin sehr hoch im Kurs und sorgen für viele lustige Erinnerungen an einen gelungenen Abend. Da leider zu unserer Hochzeit aus den mir bekannten Quellen keine Photobox mehr zu bekommen war, dachte ich- DIY. Das Experiment ist auch sehr gut gelungen und die Ergebnisse sind sehr zufriedenstellend.
Mein erster Gedanke war es einfach den Fernauslöser der Kamera zu benutzen und nur einen externen Bildschirm anzuschließen. Ich bestellte also ein HDMI Kabel um die Kamera mit einem Fernseher zu verbinden. Wenige Tage später die Ernüchterung: Meine Nikon D7000 kann mit angeschlossenem Kabel leider nur die bisher aufgenommen Bilder wiedergeben, nicht aber nach einer Aufnahme das Bild für ein paar Sekunden darstellen.
Die Software
Eine ausführliche Google-Recherche und etlichen Testversionen verschiedenster Programme später fand ich schließlich das Programm dslrBooth. Das Programm gibt es in einer Standard und einer Professionellen Edition, wobei ich auf die extra Features wie Greenscreen und Video-Liveview verzichten konnte und mich daher für die Standard-Edition für 59,99$ entschlossen habe. Auch in dieser Variante fährt das Programm einiges an Funktionen auf, die ich größtenteils deaktiviert habe:
- Unterstützt Nikon, Canon, Sony, Webcams
- Ausgabe in verschiedenen Formaten (Animated Gif, Print Version mit Layouting )
- Touch-Screen Optimierung (Mit Screen-Lock)
- Audiohinweise (Können mit eigenen Sound-Files belegt werden)
- Photo-Effekte
- Automatisches Publizieren (Facebook/Twitter etc.) oder Versand per E-Mail
- Automatisiertes Drucken
In Kombination mit dem Touch fähigen Laptop meiner Frau, dessen Tastatur man nach hinten, hinter den Bildschirm weg klappen kann, ergab sich das optimale Bedienelement für die Photobox. Ich habe die Oberfläche so konfiguriert, dass ein einfacher Touch auf den Bildschirm den Aufnahmeprozess startet. Danach zählt ein Countdown 10 Sekunden runter, was genügend Zeit bietet sich entsprechend zu positionieren. Nach dem Auslösen wird das soeben aufgenommene Bild verarbeitet und 5 Sekunden angezeigt. Anschließend beginnt der nächste Countdown von 5 Sekunden für das zweite Bild. Nachdem die Reihe von 4 Bildern fertig aufgenommen ist, wird zusammenfassend über ein Template eine simple Collage, bei der ich bewusst auf Zierelemente oder Logos verzichtet habe, erstellt und angezeigt. Dieses Prinzip war so einfach, dass auch die ältere Generation mit wachsender Begeisterung in der Photobox anzutreffen war.
Der richtige Ort
Da unsere Hochzeit im Garten stattfand und ich dank der Witterung das Equipment nicht draußen stehen lassen wollte, wurde die Gartenhütte geräumt und somit ergab sich die Suche nach einem passenden Hintergrund fast von selbst. Wir hatten viel überlegt was man machen könnte, von meterweise Stoff bis hin zu Tapeten-Bahnen. Aber das Holz der Gartenhütte gab einen super Hintergrund ab. Diesen dekorierten wir noch in Anlehnung an unsere Einladung und die restliche Deko mit ein paar Schallplatten. Da ich auch kein professionelles Photoequipment besitze, sondern lediglich eine einfache Blitzlampe zur Verfügung hatte, musste ich mich in der Hütte auch nicht um Dauerlicht kümmern, die vorhandenen Bau-Strahler lieferten gut Licht zum Fokussieren.
Autofokus oder nicht
Hierzu habe ich einige sehr unterschiedliche Meinungen gelesen, habe mich aber schlussendlich für die Variante Auto Fokus entschieden. Das hat ganz einfach den Vorteil, dass wenigstens immer irgendwas scharf ist, da man ja den zu fotografierenden Objekten nicht vorschreiben kann, wo genau sie zu stehen haben und zugegebenermaßen der Platz in der Hütte auch etwas beschränkt war. So war es aber auch kein Problem als ein paar der Gäste bis auf wenige Zentimeter an die Linse herangetreten sind.
Blitz und Akkus
Mein Aufsteck-Blitz war recht schnell aus dem Rennen, da ich hier die Batterien zu oft hätte wechseln müssen, daher war ich mit dem Blitzlicht, das man in eine Lampenfassung schrauben kann schon sehr zufrieden. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob auch der Akku der Kamera den gesamten Abend durchhalten würde, da sie ja nicht ausgeschaltet werden würde zwischen den Aufnahmen. Um mir auch hier keine Gedanken machen zu müssen und ich nicht jede Stunde nervös zu meinem Aufbau sprinten wollte, um nachzusehen, entschied ich mich dazu ein Netzteil für die Kamera zu besorgen. Nach anfänglicher Skepsis habe ich dann doch erst mal das um die hälfte billigere Günstig-Netzteil genommen und bin damit auch sehr zufrieden. So konnte ich nun alle Komponenten mit Netzteilen betreiben und den Abend genießen.
Benötigte Technik und Gesamtaufbau
Hier noch einmal die Zusammenfassung der Hardware die ich verwendet habe
- Laptop mit Touch Display und dslrBooth
- Nikon D7000 mit Kit-Objektiv (55-105)
- Blitzschuh Adapter für Studioblitze
- Blitzlicht auf Stativ mit Schirm
- Blitz Kabel
- Netzteil für Nikon Kamera
Leider habe ich an der Hochzeit selbst kein Bild vom Aufbau gemacht, daher kann ich nur ein Bild vom Testaufbau bieten, aber ich denke dieses vermittelt einen recht guten Eindruck davon, wie man das Set zusammensetzt. Natürlich sind hier dem Dekorationswahn keinen Grenzen gesetzt und viele Fotografen bauen sich eine passende Kiste, in der sie alle Komponenten (bis auf den Blitz) unterbringen, diesen Schritt habe ich mir aber gespart, da die Konstruktion doch nicht so oft verwendet werden wird.
Gadgets und Verkleidungen
Eine Photobox macht viel mehr Spaß, wenn man den Gästen einige witzige Verkleidungen und andere Dinge anbietet, mit denen sie posieren können. In vielen Dekorationsläden finden sich Sets, die eine gute Basis bilden.Zusätzlich haben wir den Kostümfundus meiner Eltern geräumt und diverse Perücken, Hüte, Masken und Kleinteile wie Schwerter und Brillen in Körben daneben gestellt, so dass ich sehr bunte und lustige Bilder ergeben haben, und die Gäste dazu animiert wurden auch mehrfach Photo-Reihen mit immer unterschiedlichen Verkleidungen zu knipsen.
Nachbereitung
Da ich mich dazu entschieden hatte, die Bilder nicht direkt ausdrucken zu lassen mussten sie nun irgendwie zu den Gästen kommen. Dafür hatte ich im Vorfeld einen Ordner in meiner privaten Cloud (eine Nextcloud Installation) freigegeben und den Link dazu als QR-Code und als gekürzten Link (https://tinyurl.com/) vorbereitet. Diese Links habe ich dann als Visitenkarten ausgelegt und nachdem die Bilder einige Tage später gesichtet und hochgeladen waren, erreichten mich erfreute Nachrichten der ungeduldigen Gäste, die ihre Bilder unter dem angegeben Link gefunden hatten.
Und da man das Bild oben nicht so super erkennen kann kommt es hier noch mal in voller Pracht, danke an Niko, dass ich dieses Photo verwenden darf.
Lasst es mich doch wissen, falls ihr noch Verbesserungen habt, oder vielleicht nach diesem Beitrag überlegt selbst eine Photobox zu bauen und wenn ja, wie euch das so gelungen ist.
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